Trendspotter möchten aus Trends der Gegenwart Hinweise für die Zukunft gewinnen. Ihre Arbeitsweise ist ideal für die Themenrecherche. Doch wie gehen Sie dabei am besten vor?
Trendscanning, auch Trendscouting oder Trendmonitoring genannt, bildet eine Methode aus dem Werkzeugkoffer der Trend- und Zukunftsforschung. Im Gegensatz zu vielen anderen Methoden ist Trendscanning niedrigschwellig und stark praxisnah.
Für Unternehmensberater*innen ist das Thema gleich zweifach relevant: zum einen können sie Trendthemen identifizieren, die für ihre Kunden noch wichtig werden, zum anderen eignen sich diese Themen, um Beiträge für den Corporate Blog zu verfassen. Denn nur so sind sie dazu in der Lage, ihren Leser*innen relevante Einblicke in aktuelle Themen bieten zu können.
Trendscanning beschreibt das ungerichtete Suchen oder “Abtasten” nach Hinweisen für einflussreiche Entwicklungen. Es folgt ein Filtern und Verdichten der gesammelten Erkenntnisse. Die Vorgehensweise sieht dabei folgendermaßen aus: Beim Trendscanning werden Medien ausgewertet. Darunter fallen vor allem das Internet, Rundfunk und Fernsehen, Printmedien sowie Randmedien wie beispielsweise Fachzeitschriften. Sie werden auf kleine aber essentielle Details untersucht.
Beim Scanning sind die wichtigsten Faktoren
Dabei ist nicht die Quantität der untersuchten Medien entscheidend, sondern die Qualität. Ein Beispiel: Statt täglich dutzende Medien zu sichten und zu bewerten, empfiehlt es sich, die Social Media-Präsenzen von Meinungsführer*innen zu analysieren. Als Multiplikatoren beeinflussen sie eine breite Öffentlichkeit. Deren Auffassungen werden zudem in anderen Medien verdichtet. Twitter und LinkedIn bieten einige Funktionen, um solche Meinungsführer*innen zu identifizieren sowie ihnen zu folgen.
Es gibt allerdings eine wichtige Voraussetzung: Um Trendscanning betreiben zu können, bedarf es einer gewissen Einstellung. Denn wir Menschen sind schlecht darin, Trends überhaupt wahrzunehmen. Dafür gibt es zwei verschiedene Gründe: Erstens ist unsere Auffassungsgabe derart beschränkt, dass wir bereits Veränderungen, die mehr als zwölf Sekunden dauern, nicht erkennen können. Zweitens beginnt das menschliche Gehirn ab einem gewissen Alter einzufrieren – mitsamt bestehender Ansichten und Werte.
Entwicklungen nicht mitzubekommen, liegt an einer gewissen Bequemlichkeit. Denn Muster zu sehen, wo es keine gibt, erleichtert die Arbeit des Gehirns. Zu sagen, dass auf einen Terroranschlag der Nächste folgt, ist schließlich eine einfache Möglichkeit, um eine Struktur ins Chaos zu bringen. Viele Vorurteile funktionieren auf diese Weise. Es ist einfach, über die “Frau hinterm Steuer” zu schimpfen oder sich über den “unfähigen Mann im Haushalt” lustig zu machen. Damit man Trends erfolgreich “scouten” kann, bedarf es also einem bestimmten Mindset.
Erweitern Sie also Ihren Wahrnehmungshorizont. Das ist natürlich leicht gesagt. Bedeutet aber: Lassen Sie neue Gedanken und sogar Träume in Ihr Gehirn strömen. Solche Wunschvorstellungen helfen Ihnen, Ihre Perspektive zu ändern und Gewohntes zu hinterfragen. Auf diese Weise schaffen Sie Räume in Ihrem Kopf und in Ihrer Wahrnehmung, um neue Antworten auf bereits bekannte Fragen zu finden. Dies ermöglicht Ihnen, Trends tatsächlich zu greifen.
Drei Übungsfragen für das richtige Mindsetting:
1. Angenommen, Sie schreiben sehr gerne mit Stift und Papier. Stellen Sie sich nun vor, Sie leben in einer Welt, in der kein Stift erfunden wurde?
Wahrscheinlich drängt sich bei Ihnen die Frage auf, wie früher die Menschen ohne Stifte ihre Gedanken notiert haben. Oder es stellt sich automatisch die Frage, ob jetzt schon Technologien existieren, mit denen Menschen ihre Gedanken aufs Papier bringen können.
In dem Sie etwas weglassen, zwingen Sie sich eine neue Perspektive einzunehmen. Weitere Beispiele: Kann man Arbeit effektiver machen, wenn man der Belegschaft die Computer wegnimmt? Wie könnte man im Betrieb gewährleisten, dass sich Mitarbeiter*innen austauschen, wenn keine Meetings mehr stattfinden?
2. Stellen Sie sich vor, nicht Männer, sondern Frauen dominieren die Arbeitswelt. Welche Konsequenzen ergeben sich in einer Gesellschaft für die Familienorganisation?
Ein guter Ansatz hierfür ist die Suche nach Gesellschaftsformen, in denen Frauen dominieren. Und eine kurze Google-Recherche zeigt: es gibt sie. Das Matriarchat existiert beispielsweise im chinesischen Mosuo. Das Studium über diese Gesellschaft bietet Hinweise, wie eine von Frauen dominierte Arbeitswelt in unserem Kulturraum aussehen könnte.
Bei diesem Beispiel werden Situationen oder Ereignisse polarisiert. Respektieren sich Kolleg*innen mehr, wenn alle dasselbe anziehen? Arbeitet ein Team besser, wenn kein/e Vorgesetzte/r existiert?
3. Neben “weglassen” und “polarisieren”, ist eine weitere Möglichkeit, Trends zu identifizieren, die Formulierung einer Wunschvorstellung. Wäre es nicht toll, wenn Menschen für den Lebensunterhalt nicht mehr arbeiten müssen?!
Auch hier gibt eine Recherche viele wertvolle Hinweise. In unserem Breitengrad gibt es beispielsweise zahlreiche Initiativen zum Grundeinkommen. Diese fordern, dass Menschen ein monatliches Einkommen erhalten – und zwar ohne Gegenleistung. Diese Initiativen sind in sozialen Medien sehr engagiert, veröffentlichen zahlreiche Inhalte wie Positionspapiere und diskutieren Fallbeispiele.
Unter www.mein-grundeinkommen.de kann sogar an einer Verlosung teilgenommen werden. Mit etwas Glück kann man jeden Monat für ein ganzes Jahr 1.000 Euro zur freien Verfügung erhalten. In Teilnehmer*innen-Profilen erzählen einige, was für Pläne sie haben, wenn sie ein Grundeinkommen erhalten könnten. Eine einfache Inhaltsanalyse liefert eine Vielzahl an interessanten Themen.
Mein Name ist Karla Kordt und ich bin beim futureorg Institut als Content-Managerin/Online-Redakteurin vor allem für das Verfassen der Beiträge zuständig.
Beim Schreiben kann ich gut mein Wissen aus meinem Anglistik und Germanistik Studium an der Ruhr-Universität Bochum einbringen. Neben der Uni und Arbeit interessiere ich mich sehr für Literatur, Theater, Filme und Sport.
Kontakt: kordt@futureorg.de